Die Wittekindstadt Enger ;
Sehenswertes und Wissenswertes

   Die Wittekindstadt   :  Auszüge aus einem Schüleraufsatz
                               von Arnold Göpel  von ca. 1940

 1 ) Lage
  2)  Geschichte
  3) Einwohnerzahl
  4) Stadtbild
  5) Sehenswürdigkeiten a: Kirche  b: Grabmahl Wittekinds
      c: Gebeine Wittekinds  d: innere der Kirche   e: Wittekindsdenkmal
      f : Elsternbuschdenkmal   g: Kriegerdenkmal   h: Gemeindehaus
      i : Widukindgedächtnisstätte
  6) Besondere Feste   a:  Timkenfest    b: Ramaifest
  7 ) Sagen
  8 ) Erwerbstätigkeit der Stadt
  9) Fluren der Stadt
  10 ) Bauernhöfe
  11 ) Sattelmeier
   12 ) nach 1933

1) Lage der Stadt Enger.  Zwischen den Bergketten des Wiehengebirges und des Teutoburger
Waldes eingebettet liegt die Ravensberger Mulde . Die zahlreichen Bauernhöfe, die von
knorrigen Eichen umgeben sind , kennzeichnen das Gebiet als uraltes Bauernland.
Die schwere Fruchtbarkeit des Bodens verleiht der Landschaft einen Reichtum vom
üppigen Grün. Wogende Kornfelder wechseln mit bunten Wiesen und grünen Wäldern.
Inmitten dieser Landschaft liegt in einem kleinen Tale , das von dem Boldammbach
durchflossen wird , unweit der Stadt Herford , Enger, die alte Wittekindstadt.
Fast jeder Deutsche hat schon von dieser Stadt gehört. Nicht in seiner Größe, nicht in seinen
landschaftlichen Reizen , sondern einzig und allein in seiner großen, geschichtlichen Vergangenheit
liegt die Bedeutung dieses kleinen Landstädtchens begründet. Sie ist durch die elektrische Bahn
mit den Städten Herford, Salzuflen, Vlotho und durch die Kleinbahn mit Bielefeld verbunden.

2)  : Die Geschichte der Stadt Enger :

Der Ort Enger ist mit der Geschichte des Sachsenherzogs Wittekind auf das engste verknüpft.
Hier hatte Wittekind seine Hauptburg und hier in der Kirche ruhen seine Gebeine.
Ursprünglich war Enger ein altsächsisches Dorf , das aus einigen Höfen bestand.
Der Name des Ortes wird Urkundlich zuerst im Jahre 947 , und zwar in der Schreibweise
von " Angeri " in der Schenkungsurkunde Otto des I . an das Stift Enger erwähnt.
In deutscher Form erscheint der Name  im 14. Jahrhundert als Engern und später dann
als Enger . Die Urenkelin Wittekinds , Mathilde von Enger , gründete auf dem
wittekindschen Erbe um 945 das Dionisiusstift Enger . Das Stift war sehr reich und besaß
einen großen wertvollen Kirchenschatz . Im Jahre 1180 schenkte der in die Reichsacht
erklärte Heinrich der Löwe , das Gebiet von Enger seine treuen Kampfesgenossen,
dem Grafen Bernhard III. von der Lippe . Um diesen damals noch recht umfangreichen
Besitz war ein beständiger Streit , besonders mit dem Bischof von Osnabrück .
In dieser Fehde spielte die Burg Enger , als wichtigem Stützpunkt  und als Wohnsitz dieser
lippischen Edelherren eine ganz bedeutende Rolle . Von ihr aus fügte der Graf Simon
von der Lippe , dem Stifte Osnabrück durch seine Einfälle viel Schaden zu .
Vergebens sucht Bischof Ludwig auf gütlichem Wege den Streit zu schlichten .
Er mußte zu den Waffen greifen  und verbündetet sich mit dem Grafen von Ravensberg ,
den Bischöfen von Paderborn und Minden  und mit der Stadt Herford .
Nun war Schicksal Simons besiegelt . Bei einem Streifzüge wurde er  gefangen und
sechs Jahre lang in dem Bucksturm zu Osnabrück in harter Gefangenschaft gehalten .
Man ließ ihn endlich frei , nachdem er den Eid geleistet hatte  dem Bischöfe zu Osnabrück
die Burg zu Enger zur Schleifung zu übergeben . 1305 wurde sie dem Erdboden gleichgemacht .
Die Grafen von Lippe verlegten Ihren Wohnsitz nach Blomberg und Enger hörte auf
deren Residenz zu sein . Bei der Kanalisierung der Burgstraße im Jahre 1924 konnte man
die Lage der Burg feststellen . Auch fand man viele behauene Steine , darunter
ein Bruchstück der lippischen Rose .
Mit der Zerstörung der Burg  war auch der Niedergang des einst so bedeutenden Ortes
Enger besiegelt . 1409 haben Bernd und Simon von der Lippe das Gebiet dem
Bischof von Paderborn und dem Grafen von Ravensberg für 2000 Rheinische
Florin verpfändet . Kriegsstürme zogen über die Stadt hinweg . Sie litt unaussprechlich und
wurde immer kleiner . In Folge der wachsenden Unsicherheit fühlten sich die Stiftsherren
in den Mauern von Enger nicht mehr sicher und verlegten das Stift 1414 in die befestigte Stadt
Herford . Wann die Reformation in Enger eingeführt worden ist läßt sich nicht feststellen .
Wahrscheinlich ging sie von Herford aus , wo sie im Jahre 1527 Einzug fand .
Im Jahre 1719 erhielt der Wittekindsort die Rechte einer Titularstadt verliehen .
Damit erhielt Enger nicht die vollen Stadtrechte , sondern erlangte nur das Recht den Namen
Stadt zu führen . Durch eine schreckliche Feuersbrunst wurden 1747 , 53 schöne Fachwerkhäuser
an der heutigen Neuen Straße vernichtet . 1807 , nach dem unglücklichen Frieden zu Tilsit ,
kam Enger zu dem Königreich Westfalen unter das Regiment des Königs Jerom Napoleon .
Mit der Bildung eines Kantons Enger , nach französischen Anordnungen , ging die selbständige
Verwaltung der Stadt unter . Bei den Kirchenakten findet sich noch ein wichtiges Amtsblatt des
neuen Herrschers in deutscher und französischer Sprache , in welchem die Aufhebung der
Leibeigenschaft proklamiert wird . Das Wappen der Stadt Enger zeigt in blauem Felde drei
goldene Lilien auf grünem , beblätterten Stengeln . Die Lilien wachsen aus einem goldenen
Dreiberg hervor. Die 3 Lilien sind im Wappen der Stadt Enger seit dem Ausgang des 18.
Jahrhunderts zu finden .
Sie sind jedoch als Umbildung von Seeblättern anzusehen . Das Heroldisch
dargestellt Seeblatt war als solches kaum erkennbar . Daher hat man im Laufe der Zeit
die Form des Seeblattes abgewandelt , bis schließlich Lilienformen daraus wurden .
Die 3 Seeblätter sollen früher das Wappenzeichen des alten Sachsenlandes gewesen sein .
Späterhin galten dann die 3 Roten Seelätter in weißem Felde als Wappen eines Teilstammes
des Sachsenlandes , nämlich des Herzogtums Enger .  Das heutige Lilienwappen weist somit
auf Altdeutschtum und damit auf den Sachsenführer Wittekind hin .

3) Enger hatte im Jahre 1722  -   801 Einwohner
                 1756  -   915 Einwohner
          1763  -   758 Einwohner
          1777  -   843 Einwohner
          1799  -   935 Einwohner

Heute zählt die Stadt 4500 Einwohner und ist mit ihren alten schönen Fachwerkhäusern
und malerischen Winkeln ein Ort , in dem sich jeder Besucher bald heimisch fühlen wird .

4) Das Stadtbild : Im Mittelpunkt der Stadt steht auf einem mit gärtnerischen Anlagen geziertem
Hügel , die alte Wittekindskirche . Die Häuser der Stadt liegen um die Kirche . Sie sind
zum größten teil zweistöckig gebaut und geben der Stadt ein ausgezeichnetes Bild .

Am Südlichen Ausgang des Ortes erhebt sich der Liesberg , ein Hügel , der durch die
Ablagerung der Gletscher entstanden ist . Auf ihm steht die alte Windmühle , die 1756 auf
Veranlassung Friedrichs des Großen erbaut wurde . Östlich der Kirche liegt der " Kleine Hagen" .
Ein Wäldchen , von dem aus man einen herrlichen Blick auf Enger hat.

Einige Straßennamen in Enger weisen auf die historische Vergangenheit des Ortes hin .
Die Burgstraße , die sich südlich der Kirche bis zum Boldammbach hinzieht , erinnert an die
Burgen der lippischen Edelherren und an die Wittekinds .

Ein Erinnerungstafel an dem alten schönen Fachwerkhaus der Familie Strack in der Burgstr.
hat folgende Inschrift :
 " Steinfunde bezeugen , das hier die im Jahre 1305 zerstörte Burg Enger
der lippischen Edelherren stand . Unseren Vorfahren galt dieser Platz als
Stätte der Burg Wittekinds ."
Die Seelbornstr. erinnert an einen Taufplatz und die Opferfeldstr. an einen
Opferplatz der Sachsen .
 

5)  Sehenswürdigkeiten der Stadt .
Die alte Stiftskirche mit dem Grabmahl und den Gebeinen Wittekinds , eng verknüpft mit der
Geschichte des Ortes Enger  ist die der Kirche . Als Ersatz für die 922 durch die Hunnen zerstörte
Kirche ist um das Jahr 1200 eine neue gebaut worden , nämlich die des ehemaligen Dionysius-
stiftes , von der das östlich gelegene Chor mit seinem halbrund und ein Teil des Querschiffes
in der heutigen Form noch vorhanden sind . Durch Feuer und feindliche Überfälle wurde dann
abermals ein Teil der Kirche zerstört und es mußte im 14. Jahrhundert von dem romanischen
Teil das gotische Langschiff angebaut werden . Auffällig ist der völlig alleinstehende Turm .
Nach einer strengen Kirchenregel war es den Insassen des Dionysiusstiftes verboten ,
Kirchen mit Türmen zu bauen . Später wurde dann vom Papst der Bau von besonderen
Glockentürmen erlaubt . An dem Mauerwerk des Turmes neben der Kirche kann man noch
sehen , das die jetzt zugemauerten Fenster romanische Form hatten , was dem älteren
Teil der Kirche entspricht . Bei der späteren Erhöhung des Turmes wurden sie wohl um die
Festigkeit des Baues zu stärken  , zugemauert .

 An der Westseite der Kirche sind alte Steinfiguren eingemauert , die  bei Häuserbauten
vor 70 Jahren an der Burgstr. gefunden wurden und wahrscheinlich von der zerstörten Burg Enger
stammen . Zwei dieses Figuren stellen Ritter in Rüstungen dar , während die dritte einen Kopf
zeigt , dessen Mund mit den Händen aufgerissen wird . In dieser Figur haben wir den Burgwächter
zu sehen , der vom Volke mit dem Namen Schreifritz versehen wurde . Über der großen
Südtür der Kirche sieht man ein altes Tympanon , das aus dem 12 Jahrhundert stammt .
Es stellt Christus auf einem Regenbogen dar . Zu seiner rechten die Jungfrau Maria , zur
linken die Gestalt des heiligen Dionysius . An dem Pfeiler der Südwestecke hängt eine alte
Normalhutzel , die den Radmachern als Einheitmaß diente .

Die Besucher der Wittekindstadt werden aber mit durch das äußere der Kirche angezogen ,
sondern durch das Grabmahl Wittekinds , das sich im Chorraum der Kirche , zusammen
mit den Gebeinen des Sachsenheldens befindet . In seiner jetzigen Gestalt besteht es aus
einem Unterbau aus Sandstein , dessen Seiten mit Kriegstrophäen verziert sind  und einem
Deckstein , der über dem rechteckigen Unterbau
 nach allen Seiten ziemlich weit hinausragt . Über dem Sockel liegt in der Mitte
die Figur Wittekinds in Lebensgröße . Die Plastik stellt Wittekind als Priesterkönig dar .
Er trägt ein langes , bis an die Füße herabreichendes Gewand . Der Kopf ist Bartlos
von fast jugendlichem , edlem Ausdruck . Das Haupt deckt eine Krone , die einstmals
mit Edelsteinen reich verziert war . Die linke Hand hält das Zepter mit einer Lilie , die
rechte ruht auf der Brust . Hinter dem Kopf erhebt sich eine Sandsteinplatte , an deren
Außenseite man ein von zwei Löwen gehaltenes Wappen erblickt , das auf der linken Seite
einen halben Adler uns auf der rechten sieben Lilien zeigt . Der Deckstein hat zwei
Inschriften , die in Lateinischer Sprache gehalten sind . Die eine , die sich an der abgeschrägten
Kante der Platte befindet  lautet in freier Übersetzung :
 „ Eines großen Mannes und Helden Gebein sie ruhen allhier im Totenschrein .
 Kein sterblich Los ist Ihm bestimmt . " Wohl an du guter " :
Sein Geist vernimmt , hier rein zu werden , wird hier jedem gewährt  der immer
diesen König verehrt und wer erkrankt , es wird Ihm heil vom König der Weltalls hier zuteil ."
 

Eine weitere Inschrift , die oben auf der Deckplatte , zu zwar rechts und links von der
Wittekindplastik eingearbeitet ist , lautet übersetzt :
„Denkmal Widukinds , der Sohnes Warnhins , des Königs der Angrewarier , des
tapfersten Herzogs  der zwölf  tüchtigsten Großen ".
Er gründete dies Dionysiusstift zur Ehre des größten , besten Gottes und beschenkte
es mit Vorrechten und Einkünften . Er starb im Jahre 807 und hinterließ seine Sohn
Wiegbert als Thronerben ."

 Der Stein mit der Plastik Widukinds stammt aus dem 12 Jahrhundert . Der
 Unterbau mit dem Sockel wird der jüngeren Zeit zugeschrieben und als ein Werk
Kaiser Karl IV. gehalten , der 1377 in Enger weilte und das Grabmal erneuern ließ .
Von Ihm ist auch das Wappen am Kopfende .

In einem kleine Wandschränkchen hinter dem Grabmahl , befinden sich die Gebein des
Sachsenheldens . Im Mittelalter wurden sie zur Verehrung aus dem Grabe gehoben und
ausgestellt. bei der Übersiedlung des Stiftes Enger 1414 kamen
sie zusammen mit den Kirchenschätzen nach Herford . Von hier aus entführte Sie der
Wachtmeister von Nagel nach ;Münster . Nach einem Jahr kamen sie wieder nach Herford
zurück . Im Jahre 1821 wurden sie auf Befehl Friedrich Wilhelm III. der Kirche zu Enger
zurückgegeben und von der Sattelmeiern feierlich in die Kirche getragen .

Der schöne Flügelaltar ,  der sich in der Kirche befindet ,  ist ein Werk vom Meister
Hinrich Stavorer aus dem Jahre 1525 . Er ist aus Lindenholz geschnitzt und stellt die
Leidensgeschichte Christus von der Einsetzung des heiligen Abendmahls  bis zur
Höllenfahrt und Auferstehung dar .
Im nördlichen Querschiff der Kirche befindet sich ein Bronzerelieff  von der Bildhauer
Heinz Wefing , das die Tauf Wittekinds darstellt . Auf erhöhtem Thron sitzt Karl der Franke .
Im zu Füßen liegt Sachsens heiliges Zeichen : die gefüllte Irmensuhl .
Zur Seite des Kaisers stehen seine Krieger und die Chorknaben . Vor dem Taufbecken
kniet Wittekind um von dem Bischof die Taufe zu empfangen .
Hinter ihm sitzt seine Gemahlin mit Ihrem Sohne Wiegbert . Sehr  belebt wird
die Darstellung durch eine Gruppe von Sachsen , die es nicht fassen können , das Ihr
Herzog sich vor dem Eroberer beugt .

An einem Pfeiler im Querschiff ist eine Figur des heiligen Dionysius aufgestellt .
Der Legende nach soll dieser noch weiter gepredigt haben , nachdem man Ihm
die Schädeldecke zertrümmert hatte .

Denkmäler der Stadt Enger  .

Auf dem Kirchplatz steht das Wittkindsdenkmal . Es wurde zu Ehren der gefallenen Kämpfer
von 1866 und 1870 im Jahre 1903 von Heinz Wefing errichtet . Das Standbild in Bronze stellt
den Sachsenherzog Wittekind in kriegerischer Rüstung mit gegen Westen gefällter Lanze  dar .

Sein Haupt wird geschmückt  durch einen Flügelhelm . Das Denkmal  soll den Gedanken
Ausdruck geben , das die Männer , deren Namen auf der Rückseite stehen , sich Ihrer Väter
würdig gezeigt haben . Die Vorderseite trägt die Inschrift :
“ Den tapferen Stammesgenossen des ruhmreichen Herzogs Wittekind welche im Kampfe
für Kaiser und Reich den Heldentod starben ."

An der Seelbornstraße , da wo die Gemeinden Enger , Pödinghausen und Oldinghausen
zusammenstoßen , steht das Elsternbuschdenkmal . Es wurde 1913 aus Findlingen errichtet
und erinnert einmal an die Befreiung vom Franzosenjoche 1813 , dann aber auch an eine
Wittekindsage. Der Name Elsternbusch weist auf ein Gehölz hin , das früher hier gestanden
haben soll . Der Sage nach soll Wittekind in diesem  Busche einen Vogelherd gehabt  haben,
der von 2 jungen Burschen unterhalten wurde . Ein schönes , und vor allem in die Jetztzeit
gut passendes Mahnmahl befindet sich vor dem Amtsfriedhof Enger inmitten einer Grünanlage.
Es wurde 1930 zu Ehren der Gefallenen des Weltkrieges von dem Berliner Bildhauer
Hans Dammann errichtet und stellt einen Soldat dar , der abschied nimmt von Frau und Kind.
Kraftvoll umspannt seine rechte die Waffe , die Frau, auf den Armen hält  Sie den Knaben,
lehnt Abschied nehmend an der Brust des fortziehenden Kriegers . Das Ehrenmal trägt die
Inschrift :
 " Wanderer , das du die Sonne noch siehst , das dankst Du den Helden!
Beuge deine Knie und gedenke ihrer in stillem Gebet ! "

Besondere Gebäude der Stadt .
Das schöne große Gemeindehaus in der nähe des Sattelmeierhofes Nordmeier soll durch
seinen Namen " Wittekindshaus " das Gedächtnis an den Sachsenhelden lebendig halten .
Zwei große Gemälde , die sich im Inneren befinden , versetzten uns in das Leben des
Sachsenherzogs . Das erste Bild zeigt den jugendlichen Helden im Kampfe  mir den Franken .
Das zweite Bild stellt den in heißen Kämpfen ergrauten  Streiter auf einem weißen Rosse dar .

Um den Besuchern der Wittekindstadt ein lebendiges Bild von der Gestalt des Sachsenherzogs
zu vermitteln und vor allem seine kämpferische Größe heraus zustellen , wurde in Enger ,
in einem schönen Fachwerkhaus neben der Kirche eine Widukindgedächtnisstätte eingerichtet .
Sie ist 1939 der Öffentlichkeit übergeben und bisher von vielen tausend Volksgenossen
besucht worden . Durch die reichgeschnitzte Eingangstür gelangt man in den Weiheraum der
Gedächtnisstätte .
In ihm befindet sich eine Plastik , die den Sachsenhelden als schlichten germanischen
Kämpfer wiedergibt . Über der Figur stehen die Worte :
         „Solange noch ein einziger Deutscher lebt , stirbt Wittekind nicht „
In einem anderen Raum befinden sich Darstellungen über Wittekind . Seine Nachfahrentafel weißt
darauf hin , daß der Sachsenheld nur Stammesvater vieler deutscher Kaiser und Fürsten ist .
In dem Raum „ Burg und Ort Enger „ sieht man Steinreste von der Burg der lippischen
Edelherren . Durch Urkunden wird man Ereignisse der  Damaligen Zeit erinnert .
In dem nächsten Raum veranschaulichen Modelle und Bilder den typischen Bauernhof des
engerschen Landes . Zu Ehren der Gefallenen des Weltkrieges ist in der Gedächtnisstätte ein besonderer
Ehrenraum Ausgestattet . Die Namen der Gefallenen aus dem Amt Enger sind den
Pergamentblättern eines Handgeschriebenen Buches anvertraut worden , zum Zeichen ,
das daß Land von Widukind  seine besten Söhne nie vergessen wird .

6) Besondere Feste der Stadt Enger .

Alljährlich am 6. Januar wird in Enger der Todestag Wittekinds feierlich begangen .
Bereits am Vortage ertönt in der Königsstunde , Mittage zwischen 12 und 1 Uhr ,
ein feierliches Ehrengeläut . In der Gedächtnisfeier , die am Todestage , Vormittags
für die Schulkinder stattfindet , läßt der Pfarrer die Erinnerung an Wittekind lebendig werden .
Nach Beendigung des Gottesdienstes , wird nach altem Brauch die Wittekindsspende verteilt .
Die Kinder erhalten an den Kirchentüren Semmeln , sogenannte Timpken ,
während die armen mit Brot und Wurst bedacht werden .
Zu gleicher Zeit wird eine halbe Stunde lang „ zur Senkung „
d . H . zur Einsenkung der Leiche geläutet . Die ganze Feier vollzieht sich also so , als ob
Wittkinds Leiche vor dem Gottesdienst in die Kirche getragen , dort die Leichenfeier abgehalten ,
und danach die Leiche in die Gruft gesenkt würde .
Auf dies Weise wird das Timpkenfest ,  das auch Wittekindsfest genannt wird , seit
undenklichen Zeiten gefeiert .

Das Ramaifest wird in Enger in den ersten Tagen des Oktobers als ein großes Volksfest
gefeiert . Der Sage nach geht es auf eine Bestimmung Wittekind zurück , der für die Sattelmeier
jährlich diese festliche Zusammenkunft befohlen haben soll . Heute ist in Enger neben dem
Volksfest auch ein großer Festumzug . In Verkleidung von alten Sachsen Reiten
Stadtbewohner durch die Straßen . Voraus stets Wittekind mit seinen Sattelmeiern .

7) Sagen der Zeit

Enger steht im Mittelpunkt vieler Sagen , die sich mit dem Leben des Sachsenherzogs Wittekind
beschäftigen . In Schildesche soll eine Schwester des Herzogs gewohnt haben .
Um schneller von seiner Burg dorthin zu gelangen , soll der Sachsenführer Querfeldein von
enger auf Schildesche zugeritten sein . Im Volksmund lebt heute noch der Vers : „
Dat is de Hasenpatt den König Weking trad .“ Den Namen Hasenpatt führt die Sage entweder auf
Wittekinds Diener Hase zurück , der oft als Bote nach Schildesche ritt , oder auf einen
gezüchteten Hasen , der dem Sachsenführer wie ein Hündchen voraussprang .
Eine andere Sage , die sich mit dem alleinstehenden Turm der Kirche beschäftigt , berichtet :
Drei Orten waren Wittekind besonders lieb , die Höhe bei Bünde , der Wärtner  bei Rehme
und Enger .

Der Sachsenheld bestimmte , er wolle da wohnen , wo zuerst eine Kirche fertig sei .
An den drei Orten fing man gleichzeitig an zu bauen . Der Baumeister von Enger  hielt
sich genau an des Königs Wort und baute eine Kirche , aber ohne Turm .
Deshalb war die Kirche zu Enger zuerst fertig , und Enger wurde Königsstadt .

8) Erwerbstätigkeit der Stadt .

Um das 18 . Jahrhundert war neben der Landwirtschaft die Handweberei der einzige
Erwerbszweig dieser Gegend . Als dann durch die Einführung der Maschinen den
Leuten die Verdienstmöglichkeit genommen wurde , kam die Zigarrenindustrie als Retterin
aus Wirtschaftlicher Not . Die erste Fabrik in Enger war die Filiale einer Bünder Firma .
Aber auch die engerschen Bürger gründeten nach und nach kleinere Unternehmen .
Die Zigarrenindustrie erforderte keinen großen Fabrikgebäude und Maschinen  und
so finden wir heute in Enger neben zwei größeren Fabriken etwa 60 selbständige
Tabakarbeiter  die alle den mittleren oder kleineren Unternehmen dieser Branche zuzurechnen sind .
Nach 19 hundert fand auch die Möbelindustrie in Enger mehr Eingänge .
Die Betriebe sind heute mittleren Umfangs und beschäftigen etwa 500 Arbeiter .
Nach dem Weltkrieg ließen sich auch in Enger einige Nähereibetriebe nieder .
In diesen drei Industriegruppen sucht in der Hauptsache die arbeitnehmende Bevölkerung
der Wittekindstadt ihr Brot .

9) Fluren und Bauernhöfe .

Außerhalb der Stadt Enger liegen die Felder und wiesen . Der Boden ist sehr Ertragreich
und besteht aus schwerem Lehm und Ton. In den höher gelegenen Stellen sind
Sandböden verbreitet. die durch die Ablagerungen der Gletscher entstanden sind.
Auch findet man in der Gegend von Enger gewaltige Felsblöcke , die oft mehre
Zentner schwer sind . Sie stammen wahrscheinlich aus den Skandinavischen Alpen
und sind während der Eiszeit mit den Gletschern, die ganz Deutschland bedeckten,
hier her geschwemmt worden.

Die Fluren von Enger umfassen etwa ein Gebiet von 500 ha. und bestehen
hauptsächlich aus Ackerfeldern auf denen besonders Roggen, Weizen, Hafer und Gerste
angebaut werden . Aber auch Rüben , Kartoffeln Flachs und Futtermittel gedeihen
in dem Boden vorzüglich .
Umgeben von den Feldern liegen im Schatten hoher Eichenbäume die Bauernhöfe . Sie sind
seit undenklichen Zeiten im Besitze der gleichen Familien . Das langgestreckte Fachwerkhaus
das Mensch und Vieh unter einem Dach beherbergt ist im niedersächsischen Stiel erbaut .
Man betritt das Haus durch ein Holztor in der Giebelwand , hoch und breit genug , um einen
vollbeladenen Erntewagen durchzulassen .
In den Torbalken geschnitten ist ein Weißheitsspruch oder eine Stelle aus der heiligen Schrift
mit Angabe des Baujahrs und den Namen des Besitzers . Hinter der Tür liegt die große
Diele oder Tenne , neben der rechts die Stallungen der Kühe und links die der Pferde , darüber
die Hühnerställe und Räume für die Feldfrüchte liegen . Durch eine Wand  ist die Diele von
der Küche getrennt . Früher diente der mittlere Teil des Hauses als Herdplatz .
Die Knechte und Mägde Schlafen in Kammern neben den Stallungen . Der letzte Teil des
Hauses enthält die Wohn - und Schlafräume für den Bauern . Das hohe , ursprünglich
Strohbedeckte Dach birgt die Vorräte der letzten Ernte .

Kriege und Volkszüge haben in den letzten Jahrhunderten die Gegend von Enger wenig
berührt . Stark und Gesund hat sich daher die Eigenart des Volkstums erhalten .
Mit recht kann sich jeder , der seit älteren Zeiten freien Bauern auf seinem Hof als
ein kleiner König fühlen . Viel alte Sitten und trachten haben sich erhalten .

11) Was aber besonders das Engersche Land auszeichnet , das sind die Sattelmeierhöfe ,
an den alte Bräuche und Vorrechte haften die diese Höfe in Beziehung zu Wittekind bringen .
Der Sage nach waren die Sattlemeier Kampfesgenossen Widukinds . In der nähe der Burg
Enger hatten Sie große Grundbesitzungen . Jeder von Ihnen bekleidete ein besonders Amt .
wenn Wittekind ausritt begleiteten sie Ihn als seine Diener . Voran stets der
Meyer zu Hiddenhausen . Den Zug beschloß der Meyer zu Hücker . Ringstmeier
führte die Aufsicht über den Reitstall , Barmeier beaufsichtigte die Hirten .
Ebmeyer war Wildmeister , und der Nordmeyer hatte das Richteramt .

In dem Gebiet von Enger befinden sich 7 Sattelmeierhöfe  . Alle überragten früher ,
die meisten aber überwiegen heute noch , um Größe die  übrigen Höfe .
Wann Sie in Wirklichkeit entstanden sind , läßt sich nicht genau feststellen .
2 Vermutungen herrschen bei den Geschichtsforschern vor . Nach
der einen sollen sie von den Franken als Verwaltunghöfe angelegt worden sein ,
um die anderen sächsischen Höfe zu beaufsichtigen . nach der  anderen Auffassung aber
sollen die Sattelmeierhöfe altsächsischen Ursprungs sein , die aus der Zeit Widukinds stammen .

 Die Sattelmeier haben heute noch besondere Kirchliche Vorrechte .
Bei Beerdigungen können Sie die Leichen auf einem mit 6 Pferden  bespannten
Leiterwagen fahren und ein gesatteltes Pferd hinter dem Sarg herführen .
Die Leichen werden in der Königsstunde vor 12 bis 1 Uhr mittags verläutet
und vor der Beerdigung in der Kirche aufgebahrt . Während der Trauerfeier schaut das
gesattelte Pferd in die geöffnete Kirchentür .
 

12 ) Nach 1933

Im Jahre 1934 weilten der Reichsminister Rosenberg und Gauleiter Dr. Alfred Meyer
in der Wittekindstadt . Sie besichtigten das Grabmahl des Sachsenhelden und wurden
vor der Bevölkerung stürmisch begrüßt .
Eine Bedeutungsvollen Tag erlebte Enger , am 15 Juli 1939 , als die alte Garde durch die Stadt kam .
Robert Ley besichtigte die Wittekindgedächtnisstätte und trug sich in das Ehrenbuch
der Stadt ein .
Enger war an diesem Tage festlich geschmückt.
 Vor der Kirche war eine alte Schmiede aufgestellt und Einwohner der Stadt ritten in Verkleidung vor Gefolgsmannen Wittekind durch die Straßen .

Nachdem in Enger die Arbeitslosigkeit beseitigt war , blühte die Stadt wieder auf .
Straßen wurden verbessert , ein Stadtpark angelegt und die Wittekindgedächtnisstätte
errichtet . Heute ist sie in allen deutschen Landen durch den Sachsenherzog Wittekind bekannt .
Der Ort ist und wird für alle Zeiten bleiben  „ Enger die sagenumwobene Stätte Widukinds .“