Die Germanen
Um Christi Geburt - die Zeitwende
- bewohnten die Germanen das Gebiet zwischen Rhein, Donau und Weichsel.
Die verschiedenen Stämme siedelten zwar getrennt voneinander, aber
sie hatten doch etwas Gemeinsames: die
Sprache :. Die Germanen besaßen
auch ein Alphabet aus 24 Buchstaben. Es wurde nicht mit Feder oder Pinsel
geschrieben, sondern auf Schmuckstücke oder Waffen eingraviert oder
in Holz geschnitzt. Der Ursprung dieser Zeichen, die seit dem 17. Jahrhundert
als Runen bekannt sind, liegt völlig im Dunkeln. Die frühesten
datierbaren Runen stammen aus dem späten zweiten Jahrhundert n. Chr.,
wobei ihre Ursprünge vielleicht ins vorangegangene Jahrhundert zurückreichen.
Das Gebiet der Germanen war zu
dieser Zeit von riesigen Laubwäldern bedeckt. Auf dem Gebiet des heutigen
Niedersachsens gab es vor allem Hochmoore und Sümpfe. Die dichten
Wälder und ausgedehnten Hochmoore wurden durch breite Flußtäler,
Seen große Heideflächen und weite Lichtungen unterbrochen. Hier,
in diesen waldfreien Gebieten, bauten die Germanen ihre Dörfer.
Tiere und Menschen lebtenunter
einem Dach. Die Kühe standen in Boxen mit dem Kopf zur Außenwand.
Jaucherinnen waren durch Bohlen vom Mittelgang abgeteilt. Es muß
erbärmlich gestunken haben. Vor allem im Winter. Denn dann wurden
die Türen fest verschlossen, nur noch glühende Kienspäne
und das Herdfeuer spendeten Licht. Fenster gab es keine. Der Wohnteil wurde
manchmal durch eine Flechtwand vom Stall getrennt. In der Mitte dieses
Wohnteils war die Feuerstelle. Der große Raum diente zugleich als
Wohnraum, Schlafraum und Küche. Die Menschen ernährten sich von
Milch, Butter, Käse und dem Fleisch der geschlachteten Tiere. Angebaut
wurde bei den Germanen Gerste, Roggen und Hirse.
Die Männer trugen eine Hose
und einen Hemdkittel. Gehalten wurde die bis zu den Knöcheln reichende
Hose von einem Gürtel. Strümpe waren noch nicht bekannt; im Winter
trug man einfache Schuhe aus Leder. Die Bekleidung der Frauen bestand aus
einem langen Kleid, das auf den Schultern durch eine Spange (Fibel) zusammengehalten
wurde. Ein lederner Gürtel mit auffallenden Ringösen zog das
Kleid in den Hüften zusammen. An diesen Ringösen hingen kleine
Beutel mit ständig benötigten Dingen, wie Nähzeug, Spangen,
Schmuck und kleinen Gegenständen des Haushalts. Ein besonders wichtiges
Kleidungsstück für Männer und Frauen war der mantelartige
Umhang aus Wollstoff. Diese "Decke", die an der rechten Schulter von einer
Fibel zusammengehalten wurde
hängten die Germanen sich
um.
Wildwuchernde Bärte der Germanen
gehören dagegen ins Reich der Legende: Wenn sich ein Mann nicht glattrasierte
(Rasiermesser gab es bereits), so stutzte er sich zumindest den Bart.
Wovon lebten sie?
Die Menschen im rechtsrheinischen
Teil Germaniens lebten überwiegend in kleinen, einzeln liegenden Gehöften.
Sie ernährten sich von Ackerbau und Viehzucht und stellten alles übrige
für den Eigenbedarf selbst her. Einige Handwerker erreichten dabei
ein hohes Niveau, zum Beispiel in der Textilherstellung. Es gab auch spezialisierte
Handwerker, etwa die Feinschmiede.
Wie war die Gesellschaft aufgebaut?
Innerhalb der Stämme herrschte
eine Oberschicht. Die Zugehörigkeit zu dieser Führungsschicht
hing wahrscheinlich vom Besitz ab. Die Herrschaft stützte sich auf
das Gefolgswesen: Eine Gefolgschaft war eine Gruppe von trainierten Kriegern,
die für ihren Gefolgsherrn kämpften. Dafür wurden sie von
ihm versorgt und bekamen bei Kriegszügen Anteile an der Beute. Ihr
Verhältnis basierte auf einer gegenseitigen Treueverpflichtung.
Die Ehe spielte eine große
Rolle bei den Germanen. Auch der Erfolg im Krieg war für den gesellschaftlichen
Aufstieg eines Adeligen sehr wichtig. Vielleicht war dies ein Grund für
Arminius den Kampf gegen die Römer aufzunehmen.
Unterhalb der herrschenden Schicht
gab es Freie und Unfreie. Die freien Germanen lebten in Familienverbänden
zusammen - den Sippen. Es gab auch Unfreie (Sklaven), die von einem Familienverband
abhängig waren. Sie bewirtschafteten als Pächter Höfe, mussten
aber dem Herrn Abgaben leisten. An den Volksversammlungen ( Thing) durften
Unfreie nicht teilnehmen. Auf dem Thing wurden Beschlüsse gefaßt,
die das Zusammenleben regeln sollten. Er fand im Freien statt, auf Hügeln
oder unter heiligen Bäumen in Hainen. Frauen hatten wahrscheinlich
einigen Einfluss in der germanischen Gesellschaft. Germanische Priesterinnen
und Seherinnen sind durch antike Schriftsteller bekannt.
Woran haben sie geglaubt?
Einige Götter der Germanen
kennen wir aus späteren Überlieferungen: Donar, Freya, Wodan
... Sie wurden in Heiligtümern unter freiem Himmel verehrt (heilige
Haine). Durch Opfer konnten Götter freundlich gestimmt werden. Möglicherweise
benutzten verschiedene Stämme oder Stammesteile mit ähnlichen
Glaubensvorstellungen dieselben Heiligtümer.
Wie waren sie bewaffnet?
Die typische Waffe des germanischen
Kriegers war die Lanze, eine Art Speer mit schmaler, kurzer Eisenspitze.
Je nach Länge des Holzschaftes konnte der Krieger seine "Frame" als
Stoß- oder Wurfwaffe einsetzen. Als Schutzwaffe dienten langovale
oder runde Holzschilde aus leichten Hölzern wie Esche, Erle, Ahorn.
Zum Schutz der Hand auf der Innenseite des Schildes war auf der Vorderseite
ein eiserner Buckel aufgesetzt. Ein Schild wurde sorgfältig bemalt,
denn aus den verwendeten Farben ließ sich erkennen, zu welcher Sippe
oder sogar welchem Stamm der jeweilige Krieger gehörte. In der Schlacht
seinen Schild einzubüßen, galt als große Schande. Wer
sich jedoch ein kostspieliges Schwert und ein Pferd leisten konnte, gehörte
zum Kriegsadel. Schwerter kannte man in sehr unterschiedlichen Typen: das
Langschwert, die "Spatha", war eine Hiebwaffe, das Kreuzschwert eine Stoßwaffe
für den Nahkampf und der "Sax" ein kurzes Kampfmesser. Die Streitaxt
gehörte erst spät, seit dem 5. Jahrhundert, zur Waffenausstattung
germanischer Krieger. Helme und Panzer waren eher selten. Insgesamt war
die germanische Bewaffnung leichter und weniger perfekt als die römische.
Das war vielleicht ein Grund dafür, dass die Germanen eine offene
Feldschlacht vermieden und statt dessen in Kalkriese einen Hinterhalt vorbereiteten.
Wie haben sie gekämpft?
Den Germanen war eine geordnete
Kampfweise in großen geschlossenen Verbänden unbekannt. Erst
durch Einbindung germanischer Truppenteile in die römische Armee lernten
sie die Kampfweise in Großverbänden kennen. Diese Art zu kämpfen
versuchte Arminius seinen Truppen beizubringen. Dies gelang so gut, dass
seine Germanen, die ähnlich den römischen Soldaten ausgerüstet
waren, den römischen Hilfstruppen gewachsen waren. Den besser ausgebildeten
Legionen konnten sie aber nicht standhalten. Arminius versuchte, den Schlachtort
immer so auszuwählen, dass die Kampfart der Legion durch die örtliche
Situation stark gemindert wurde. Das erstemal gelang ihm dies in der Varusschlacht,
als er die römischen Legionen zwischen Moor und Bergland wie in einen
riesigen Trichter trieb, deren engste Stelle nur ca. 100 m breit war. Bei
Germanicus gelang ihm ähnliches, nur vereitelte die mangelnde Disziplin
seiner Germanen einen durchschlagenden Erfolg. Seine Truppen hielten sich
nicht an seine Anweisungen und brachen zu früh aus ihren Hinterhalten
hervor, oder sie begannen mit dem Plündern, bevor die römischen
Truppen endgültig geschlagen waren.
Berittene Truppen wurden bei den
meisten germanischen Völkern nur selten eingesetzt. Durch den Mangel
an genügend großen und schnellen Pferden in Nordeuropa konnte
sich die Kavallerie nur begrenzt entwickeln. Hinzu kamen die hohen Kosten,
die die Haltung von Pferden verursachte. Berittene Krieger waren daher
in erster Linie nur unter den Anführern, bzw. Häuptlingen zu
finden.
Welche Rolle spielte der Krieg
für die Germanen?
Wie Hunger und Not war auch Krieg
für die Germanen geradezu ein Normalzustand. Kämpfe gab es innerhalb
der Stämme, zwischen den Sippen, den benachbarten Siedlungen und den
Nachbarstämmen. Die einzelnen Stämme umgaben deshalb zum Schutz
ihr Gebiet mit einem breiten Ödlandstreifen. Dennoch kam es zu kriegerischen
Auseinandersetzungen, zum Beispiel um den Besitz von lebenswichtigen Salzvorkommen.
Adlige sammelten junge Männer als Gefolgschaft um sich und unternahmen
Raubzüge in die Gebiete benachbarter Stämme. Hinzu kamen seit
Caesar Eroberungszüge römischer Legionen in das rechtsrheinische
Siedlungsgebiet der Germanen. All das führte zu ständiger Kampfbereitschaft
der Germanen. Kam es zum Krieg, der auf dem Thing beschlossen wurde, waren
alle wehrfähigen freien Männer eines Stammes zur Teilnahme verpflichtet.
Die Männer mussten für ihre Waffenausstattung selbst aufkommen,
es sei denn, sie hatten sich einem adligen Gefolgsherrn angeschlossen,
der seine Gefolgsleute mit Pferden und Lanzen ausrüstete.